Über den Umgang mit institutioneller Beschämung. Erzählstrategien junger Angeklagter in jugendstrafrechtlichen Hauptverhandlungen
DOI:
https://doi.org/10.18716/ojs/krimoj/2025.4.4Schlagwörter:
Institutionelle Beschämung, Interaktionen in Hauptverhandlungen, Jugendstrafrecht, Membership Categorization Analysis, Narrationsanalyse, Narrative Ethnografie, SelbstdarstellungAbstract
Die Studie untersucht die narrativen Praktiken jugendlicher Angeklagter zur Selbstdarstellung unter beschämenden Interaktionsbedingungen in deutschen Jugendgerichtsverhandlungen. Auf der Basis ethnografischer Beobachtungsprotokolle und mithilfe der Kombination der Membership Categorization Analysis (MCA) und des narrative-practice approach werden zwei zentrale Strategien rekonstruiert: (1) eine selbstverteidigende Erzählweise, die vergangenes Verhalten relativiert und normalisiert sowie gegenwärtige Konformität betont, um den Selbstwert zu bewahren; (2) eine Reue-Darstellung, bei der proaktive und ritualisierte Entschuldigungen als Wiedergutmachungsakte fungieren, einen entschiedenen Bruch mit einer devianten Identität signalisieren und die moralische Reintegration ermöglichen. Die Ergebnisse zeigen, dass institutionelle Beschämung eine strukturierende Komponente zur Reproduktion moralischer Ordnung in Hauptverhandlungen des Jugendstrafrechts darstellt und die analytische Involvierung emotionsbezogener Erzählpraktiken.
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